Das Vindobona

Minutenlanger Applaus und Standing ovations für das Rock- Musical „Hedwig and the Angry Inch“ im VINDOBONA

Das aus der Off-Szene kommende und mit vier Tony Awards ausgezeichnete Rock-Musical „Hedwig and the Angry Inch“ hat bereits die großen Bühnen dieser Welt sowie die Kinoleinwand erobert und ist zu einem regelrechten Kult geworden. 

Hedwig and the angry inch
„Es wird laut” warnt schon mal Yitzhak (Ann Mandrella), der Mann von Hedwig (Drew Sarich), bevor Hedwig über den Zuschauerraum die Bühne unter tobendem Applaus betritt. Die Gäste sind quasi die Besucher eines Rock-Konzerts von Hedwig und seiner Band "The Angry Inch", die am selben Abend im Vindobona spielen, wie sein Ex-Liebhaber Tommy, der in der Wiener Stadthalle auftritt und die Songs von Hedwig performt. Während diesem rund 100 minütigem Konzert erzählt Hedwig ihre Geschichte (Buch: John Cameron Mitchell) und legt dabei einen beeindruckenden Seelenstriptease hin.

Wie aus dem androgynen Hansel Schmidt, der "auf der falschen Seite der Mauer" in Ostberlin aufgewachsen ist, durch die Heirat mit dem amerikanischen GI Luther Hedwig Robinson wurde. Doch um aus der DDR zu kommen, war letztendlich eine Geschlechtsumwandlung von Nöten. "Für die Freiheit muss man eine Kleinigkeit zurücklassen." Doch diese läuft komplett schief: Das Messer des betrunkenen Chirurgen erweist sich als so stumpf wie das Leben, aus dem Hansel zu entkommen versucht. Zurück bleibt jener titelgebende „Angry Inch“ – „böse 2,5 cm“, der Hedwig daran erinnert, dass sie vielleicht niemals ganz zu einer Seite gehören wird. Hedwig ging mit ihrem "Sugar Daddy" Luther nach Kansas. Doch die Ehe wurde nach nicht mal einem Jahr geschieden. Hedwig lebt mittellos in einem heruntergekommenen Wohnmobil in Kansas als sie am 9. November 1989 vom Fall der Berliner Mauer erfährt. Sie hält sich mit Gelegenheitsjobs, wie beispielsweise Babysitten über Wasser.  Bei so einem der Babysitter-Jobs lernt sie einen pickligen Jungen namens Tommy Speck kennen, ein Jesus-Freak, dem Hedwig alles über Musik und Entertainment beibringt. Sie gibt ihm den Künstlernamen „Tommy Gnosis“ und schreibt für ihn in ihrem versifften Wohnmobil Songs, die den Geist des Glam Rocks der 1970er Jahre atmen und von der Suche nach Liebe und Erfüllung handeln. Das scheinbare Glück währt jedoch nicht lange, und Hedwig wird erneut betrogen. Tommy Gnosis lässt sie sitzen und sich mit den gestohlenen Songs als Superstar feiern. Für Hedwig und ihre zusammengewürfelte Band und ihren Ehemann Yitzhak, den sie bei einer Travestieshow kennen und lieben gelernt hat, bleibt dagegen nur der schale Abklatsch einer Low-Budget-Tour.

Große Emotionen im Vindobona
Der Musicalstar Drew Sarich ist in der Titelrolle als Hedwig atemberaubend, schrill und berührend zugleich. Seine Frau Ann Mandrella beeindruckt als Hedwigs Ehemann Yitzhak, der mehr als schlecht von ihr behandelt wird unmd bis zum Schluss kaum als Ann zu erkennen ist. Werner Sobotka legte in seiner Regie besonderen Wert auf Tempo und lässt die Geschichte von Hedwig gefühlvoll und mit viel Witz erzählen. Eine Genderstory mit viel Tiefgang.

Die 4-köpfige Band unter der musikalischen Leitung von Drew Sarich bestehend aus Felix Reischl (Keyboard und Gitarre), Chris Harras (Gitarre), Harald Baumgartner (Bass) und Titus Vadon am Schlagzeug rockt und unterstreicht die Geschichte mit transparentem Sound, ob bei Country oder punkigem, balladeskem Pop. Für die Kostüme zeichnet Metamorkid verantwortlich, die Maske wurde in die Hände von Christoph Haider gelegt. Die Visuals, die das Publikum in die Schauplätze einfacher und tiefer eintauchen ließen, stammen von Christian Ariel Heredia. Das Lichtkonzept stammt von Simon Schleicher und Adam Tewfik und Francesco Sologuren zeichnet für das Sound-Design verantwortlich. 

Historisches
Hedwig and the Angry Inch ist ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes US-amerikanisches Off-Broadway-Rock-Musical aus dem Jahr 1998 über eine erdachte Rock-’n’-Roll-Band mit einer Ost-Berliner Dragqueen als Sänger. Musik und Gesangstexte stammen von Stephen Trask, das Buch von John Cameron Mitchell. Das Musical wurde im Jahr 2001 mit der Besetzung der Off-Broadway-Premiere unter demselben Titel verfilmt. Regie führte John Cameron Mitchell, das Drehbuch schrieben John Cameron Mitchell und Stephen Trask. 2014 hatte es Premiere am Broadway mit How I Met Your Mother-Star Neil Patrick Harris in der Hauptrolle als Hedwig. Diese Inszenierung gewann 2014 vier Tony Awards.

In Österreich wurde Hedwig and the Angry Inch am 23. März 2006 im Wiener Metropol erstaufgeführt. (Andreas Bieber als Hedwig und Anke Fiedler als Yitzak, Regie und Kostüme: Torsten Fischer, Hedwigs Band: Schlagzeug: Markus Adamer; Bass: Matthias Petereit; Gitarre: Harry Peller; Gitarre und Keyboard: Bernhard Wagner, Deutsche Übersetzung: Gerd Köster und Herbert Schäfer). Am 21. November 2015 wurde es auch in der BlackBox des Musiktheaters Linz inszeniert. Hedwig wurde von Riccardo Greco verkörpert, Yitzak von Ariana Schirasi-Fard. Aufgrund der großen Nachfrage wurde es mehrere Male verlängert, und stand bis 2019 auf dem Programm.

Und seit 9. Jänner 2023 reiht sich nun auch DAS VINDOBONA in the hall of fame von Hedwig and the Angry Inch ein. Aufgrund der großen Nachfrage bereits vor dieser Premiere wird es im Mai und Juni 2023 weitere 6 Vorstellungen im Vindobona zu sehen geben! 

Hedwig and the angry inch
9. bis 29. Jänner 2023
DAS VINDOBONA

Buch: John Cameron Mitchell
Musik und Gesangstexte: Stephen Trask
Deutsche Fassung: Wolfgang Böhmer und Rüdiger Bering

Hedwig: Drew Sarich
Yitzhak: Ann Mandrella

Keyboard, Gitarre: Felix Reischl
Gitarre: Chris Harras
Bass: Harald Baumgartner
Schlagzeut: Titus Vadon

Musikalische Leitung: Drew Sarich
Kostüme: Metamorkid
Licht: Simon Schleicher, Adam Tewfik
Sound: Francesco Sologuren
Visuals: Christian Ariel Heredia
Maske: Christoph Haider
Kostümassistenz: Alina Czerwenka
Produktionsleitung: Esther Marie Steinbrecher
Produktionsassitenz: Cosmo Sima
Technische Assitenz: Tobias Krieg