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Presseinformation
vom 17. Oktober 2024

Theater trifft Wissenschaft: „ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ feiert Premiere in der Freien Bühne Wieden
Am 16. Oktober 2024 feierte die Freie Bühne Wieden mit der Uraufführung von „ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ einen erfolgreichen offiziellen Start in die neue Saison. Die Premiere war ein voller Erfolg, nicht nur weil das Stück durch seine komplexen ethischen Fragestellungen und Themen der modernen Medizin die Zuschauer:innen zum Nachdenken anregte, sondern auch, weil die Inszenierung von Michaela Ehrenstein meisterhaft umgesetzt wurde. Besonders in dieser Saison, in der sie im Januar 2025 ihr 15-jähriges Jubiläum als Direktorin feiert, ist diese Produktion ein bedeutender Meilenstein.
Sterblichkeit, Technologie und ethische Konflikte
„ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ aus der Feder des Schweizer Autors Marc Späni erzählt die packende Geschichte von Victor, einem Familienvater und Unternehmer, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. Seine Lebenserwartung beträgt nur noch 16 Monate. Zusammen mit seiner Frau Beatrice entscheidet er sich nach intensiver Recherche für eine Kryostase durch die Lazarus-Stiftung, um auf zukünftige Heilungschancen zu warten. Doch Victor plant heimlich, nach zehn Jahren wieder aufgetaut und begraben zu werden, falls keine Heilung gefunden wird. Er denkt, dass seine Familie nach dieser Zeit besser mit seinem endgültigen Tod umgehen könnte. Diese Frage – wann ein Tod wirklich endgültig ist – durchzieht das gesamte Stück. Am Vorabend der Kryostase feiert die Familie ein skurriles Abschiedsfest. Während Beatrice alles perfekt zu organisieren versucht, zweifelt Sohn David an der Entscheidung und fragt sich, ob es richtig ist, den natürlichen Tod zu umgehen. Die emotionalen Spannungen der Familie, makabre Witze, angebrachte Zweifel von Freunden und nostalgische Erinnerungen verdeutlichen die tiefe Verzweiflung. Victor selbst ist unsicher, glaubt aber, seiner Familie Hoffnung schenken zu müssen, auch wenn dies zu weiteren Konflikten führt. Die zentrale Frage des Stücks bleibt, ob die Kryostase wirklich Rettung bringt oder nur die endgültige Auseinandersetzung mit dem Tod hinauszögert. Und wie wünschenswert wäre es überhaupt, in einer ungewissen Zukunft aufzuwachen, wo das Leben in einem „Zeitloch“ weitergeht?
Marc Späni thematisiert in seinem Werk die zunehmende Kommerzialisierung des Lebens und reflektiert über die ethischen Grenzen der medizinischen Entwicklungen. Besonders die transhumanistischen Visionen, die vorrangig im Silicon Valley entwickelt werden, dienen als Grundlage für die Frage: Wie weit ist der Mensch bereit zu gehen, um den Tod zu überwinden? Späni zeigt in „ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ auf, dass diese Technologien nicht für alle Menschen zugänglich sind, sondern primär für wohlhabende Menschen, und stellt somit die soziale Gerechtigkeit infrage.
Inspiriert wurde Späni durch eine reale Dokumentation über einen Familienvater, der sich für aktive Sterbehilfe entscheidet und vor seinem Tod ein letztes Abschiedsfest mit seiner Familie feiert. Michaela Ehrenstein, die auch die Regie übernahm, sieht das Stück als Drehscheibe, um über medizinischen Fortschritt und die ethischen Auswirkungen nachzudenken. Sie vergleicht die Dramaturgie mit den Werken des deutschen Autors Ferdinand von Schirach, der ebenfalls moralische Konflikte beleuchtet. An fünf ausgewählten Terminen lädt Ehrenstein das Publikum zusätzlich zu einem Gespräch mit einem Mediziner ein, um über das Thema „Kryostase“ und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu diskutieren.
Ein beeindruckendes Ensemble und kreative Leitung
Das Ensemble unter der Regie von Michaela Ehrenstein überzeugte auf ganzer Linie: Kurt Hexmann brillierte als Victor, der tragische Protagonist, der sich mit seinem unausweichlichen Schicksal auseinandersetzen muss. Anita Kolbert verlieh seiner Frau Beatrice Tiefe und Emotionalität, während Barbara Edinger als Tochter Nadine und Georg Müller-Angerer als Sohn David die inneren Konflikte der Kinder hervorragend darstellten. John Fricke als Familienfreund Ralph brachte zusätzliche Dynamik auf die Bühne. Stefanie Gutmann verkörperte eindrucksvoll Micha, die nüchterne und zugleich unheimliche Betreuerin der Lazarus-Stiftung, die Victors Reise in die Kryostase betreut.
Auch hinter den Kulissen sorgte das kreative Team für eine stimmige Atmosphäre: Martin Gesslbauer schuf mit seinem minimalistischen Bühnenbild eine passende Kulisse für die existenziellen Fragen des Stücks, während Anais Marie Golder mit ihren Kostümen die Charaktere subtil unterstrich. Die Regie von Michaela Ehrenstein führte das Ensemble präzise durch die komplexen emotionalen Ebenen des Stücks und ließ das Publikum in die moralischen Abgründe der Geschichte eintauchen.
Mit „ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ präsentiert die Freie Bühne Wieden ihre erste bedeutende Eigenproduktion der neuen Spielzeit. Das Stück bietet tiefgründigen Diskussionsstoff und fordert das Publikum dazu auf, über die Grenzen der Wissenschaft und die ethischen Fragen unserer Zeit nachzudenken. Diese Uraufführung markiert den Auftakt zu einer Saison voller spannender Höhepunkte. „ES IST JA NICHT FÜR IMMER“ wird vom 16. Oktober bis zum 2. November 2024 an der Freien Bühne Wieden aufgeführt und bietet viel Raum für kritische Auseinandersetzungen.
Verlagsrechte: Thomas Sessler Verlag
ES IST JA NICHT FÜR IMMER
Termine
17.10.24 19:30 Uhr | 19.10.24 19:30 Uhr
22.10.24 19:30 Uhr | 23.10.24 19:30 Uhr
24.10.24 19:30 Uhr | 25.10.24 19:30 Uhr
29.10.24 19:30 Uhr | 30.10.24 19:30 Uhr
31.10.24 19:30 Uhr | 01.11.24 19:30 Uhr
02.11.24 19:30 Uhr DERNIÈRE
Freie Bühne Wieden
1040 Wien, Wiedner Hauptstrasse 60b
https://www.freiebuehnewieden.at/
Peter-Jordan-Straße 21/4
A-1190 Wien

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Pressefotos
Stefanie Gutmann, Kurt Hexmann, Matthias Stangl, Michaela Ehrenstein, Georg Müller-Angerer, Barbara Edinger, Anita Kolbert & John Fricke (v.l.n.r.)
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